während einer straßenbahnfahrt konzerte begutachten und mit dem sonnenuntergang im nacken durch wien kurven? die organisatoren der „tram sessions“ machen das möglich und bewiesen kürzlich auch der wienkonzert-tante, welchen besonderen zauber solche aussergewöhnlichen gigs mit sich bringen.

es war freitag abend und ich wanderte bei dämmerungsbeginn durch den prater zur straßenbahn-station „prater hauptallee“. ich wollte mir die sogenannte „tram session“ anschauen und konnte mir zunächst nicht viel drunter vorstellen, wie das ganze ablaufen und vor allem „sich anfühlen“ würde. als ich überpünktlich ankam wurde ich von den zwei lächelnden organisatorinnen in empfang genommen und eigentlich war mir da schon klar: der abend würde gut werden. mit stempel am handgelenk wanderte ich dann weiter zur einstiegsstelle, dort waren nämlich gratis getränke für die konzertgäste vorbereitet.

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zwei runden durch wien zu je 45 minuten standen auf dem plan, bei jeder runde spielte eine band in einer eigenen straßenbahn. den anfang machten „james choice & the bad decisions„. nach stempelkontrolle durfte man sich ein plätzchen suchen, mein ergatterter sitzplatz erwies sich aber schnell als nicht-so-gut, denn wie es in einer straßenbahn so üblich ist, stehen einige menschen, aufgrund mangel an sitzgelegenheiten was soviel bedeutet wie: eingeschränkte sicht. aber sich darüber zu beschweren wäre falsch gewesen, denn es war ja eigentlich klar, dass in so einem vehikel nicht alle anwesenden gleich viel sehen/mitbekommen würden.

wir fuhren los und schon bald lichtete sich das feld auch wieder. der grund: der kitschige, rosarote sonnenuntergang, den wir mit unserer privaten bim streiften. während alle ihre blicke auf das abendliche, in schönsten pastellfarben getauchte wien richteten, konnte ich die band rund um james choice begutachten. der langhaarige sänger trällerte zu halb-akustischen arrangements und lieferte die beste hintergrundmusik, die man sich in diesem moment wünschen konnte. zart und gleichzeitig kräftig präsentierte sich der feinfühlige pop-rock, der in wien ansässigen gruppe.

und so war es später dann auch gar nicht so schlimm, als sich die blicke wieder zur band und weg vom sonnenuntergang richteten und die sicht wieder etwas versperrt war. denn es war auch mehr als herrlich, einfach nur die augen zu schließen, den fahrenden untergrund zu spüren und gleichzeitig diese rockigen klänge ins gehör gelegt zu bekommen. dass es augenscheinlich nicht nur mir so ging, bemerkte ich an dem tobenden applaus, welchen das publikum der band schenkte.

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und plötzlich waren wir wieder dort, am ausgangspunkt. erneut mit getränken eingedeckt, mit neu gewonnen straßenbahn-freunden geplaudert und abgewartet, bis die zweite runde startete. die zeit verging wie im flug und kurze zeit später befand ich mich mit ganz vielen anderen menschen erneut in der bim, samt unseren fahrer herbert.

diesmal war die sicht noch eingeschränkter, da viele nach vorne drängten um von der salzburger band „steaming satellites“ genügend zu erkennen. ich hielt mich im hintergrund, denn ich wusste, show-technisch würde ohnehin nicht viel passieren in der engen straßenbahn, viel eher müsse man das erlebnis genießen, durch wien zu fahren und musik mal nicht nur durch kopfhörer zu konsumieren.

und: es war wunderbar. gerade die songs der steaming satellites eigneten sich perfekt dafür, richtig in gedanken zu versinken, während die stadt an einem vorbeizog. mittlerweile war es dunkel geworden, überall funkelten die lichter und wir, wir wurden beschallt mit grandiosen stücken von „back from space“ bis hin zu „witches“. dass die herrschaften aber nicht nur für romantische zugfahratmosphäre sorgten, sondern auch für die partystimmung im mittleren waggon verantwortlich waren, bemerkte man an den kräftigen mit-sängern, dem huckepack-stunt und dem sehr lauten klatschen.

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und dann, irgendwann nach 21 uhr, waren wir wieder an der station prater-hauptallee angekommen. der würstelstand mit discoraum wurde von einigen als aftershowparty-location auserkoren, während ich samt einigen mitstreitern die letzten biere vor der mittlerweile leeren straßenbahn konsumierte.

es war ein spannendes erlebnis, öffentliche verkehrsmittel mit musik derart zu verbinden, zu genießen und schätzen zu lernen. schnell entwickelte sich auch ein ganz eigenes zusammengehörigkeitsgefühl, weil man zusammen so etwas einzigartiges erleben durfte. kein wunder, dass die tram sessions immer in windeseile ausverkauft sind, immerhin gibt es auch nicht wirklich etwas vergleichbares weltweit. wer mehr über diese tolle organisation erfahren möchte, besuche bitte die facebook-seite der tram sessions. die nächste möglichkeit dabei zu sein kommt bestimmt und ich lege es euch sehr ans herz – mit den öffis zu fahren war noch nie schöner!

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